Nachhaltigkeit bedeutet Zukunftsfähigkeit – Aufruf für eine kooperative nachhaltige Digitalisierung

Die 17 Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung sind eine dringliche Handlungsaufforderung an alle Länder weltweit, zu der sich Deutschland bereits 2015 bekannt hat. Um diese Ziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen und eine resiliente zirkuläre Ökonomie im Sinne des European Green Deal umzusetzen, ist die nachhaltige digitale Transformation von Städten und Regionen der Schlüssel. Denn:

  • Positive Nachhaltigkeitseffekte der Digitalisierung sind maßgeblich in den Basisinfrastrukturen für Energie, Gesundheit, Mobilität, Bildung und Verwaltung sowie in den verbundenen Bereichen Bauen und Wohnen zu erzielen. Diese werden vor Ort in den Kommunen umgesetzt.
  • Mehr Nachhaltigkeit erfordert praktisches Handeln und einen Bewusstseinswandel. Hierfür müssen die Menschen vor allem in ihrer nahen Lebensumgebung erreicht werden.

Die Kommunen dürfen jedoch nicht allein gelassen werden. Dies gilt umso mehr für strukturschwächere Städte und Regionen. Der Bund und die Länder sollten jetzt mit strategischen Weichenstellungen für eine geeignete Rahmensetzung und Anreizsteuerung agieren. Wir rufen dazu auf, dabei die folgenden sieben Leitlinien zu berücksichtigen:

  1. Die Corona-Krise als Impuls für konsequentes Handeln nutzen!
    Die Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, wie wichtig eine konsequente Digitalisierung ist. Wie durch ein Brennglas wird der erforderliche Strukturwandel offensichtlich. Nutzen wir die transformatorische Kraft dieser Ausnahmesituation als Chance! Der Wille und die finanziellen Mittel zur Bewältigung der Krise sollten konsequent zur Beschleunigung der Digitalisierung, für eine Stärkung der Resilienz und für den Wandel zu einer nachhaltigeren Gesellschaft eingesetzt werden.
  2. Die Zeit der Pilotprojekte ist vorbei!
    Nachhaltige Wirkung ist nur durch möglichst flächendeckende Verbreitung zu erzielen. Pilot- und Leuchtturmprojekte allein bringen uns nicht weiter. Ohne Transformation in eine bundesweite Nutzung schaffen sie Insellösungen und erzeugen teure Flickenteppiche. Daher gilt es, jetzt den Fokus auf die Zusammenführung und Skalierung bereits erfolgreich erprobter Projekte zu legen. Neue Vorhaben müssen von Anfang an existierende Standards nutzen und ressort- und länderübergreifend, interkommunal und im Verbund mit Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft umgesetzt werden.
  3. Deutschland muss raus aus der Perfektionsfalle!
    Die Dynamik der Entwicklungen von digitalen Anwendungen zwingt dazu, eine Kurskorrektur vorzunehmen – wir müssen der Perfektionsfalle entkommen. Mit aller Achtsamkeit müssen wir loslaufen, mit agilen Prozessen pragmatische Lösungen entwickeln, die Schritt für Schritt vom kleinen Einstiegsprodukt zu endgültigen Lösungen ausgebaut werden. Ein Höchstmaß an Qualität bei gleichzeitig agiler Entwicklung digitaler Produkte weisen den Weg zum Erfolg – Nutzer- und Marktorientierung, Funktionalität, Verlässlichkeit und Rechtssicherheit sind dabei die essenziellen Leitplanken.
  4. In der digitalen Transformation Haltung zeigen!
    Die digitale Transformation und mehr Nachhaltigkeit gelingen nur mit einem Kulturwandel – in den Köpfen, in der Haltung und im Handeln. Dies erfordert gemeinsamen Veränderungswillen, konsequent umgesetzt, auf Augenhöhe und unter Bewahrung der europäischen Werte. Innovationskraft, Vertrauen, Offenheit und Zusammenarbeit müssen glaubhaft gelebt und gefördert werden. Die Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sollte mit gutem Beispiel vorangehen: von der Verankerung der Nachhaltigkeitsziele bis zur digitalen Umsetzung. So lassen sich Synergien freisetzen, ohne die Freiheit der Kommunen zu beschneiden.
  5. Den Fokus auf die Menschen setzen!
    Ja, bei Digitalisierung geht es auch um Technik. In erster Linie geht es aber um Veränderung. Digitale Technologien schaffen neue datenbasierte Möglichkeiten und verändern damit Produkte und Märkte. Wir müssen Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen denken und dürfen nicht den Fehler machen, nur in technische Entwicklungen oder Werkzeuge zu investieren: es braucht Digitalkompetenzen, Erfahrungen in den richtigen methodischen Ansätzen und vor allem eine souveräne Haltung zur Digitalisierung. Grundlegend hierfür ist es, die Entwicklung der nötigen Fähigkeiten entlang der gesamten Bildungskette zu fördern und in die Menschen zu investieren.
  6. Durch Standardisierung mehr Souveränität erreichen!
    In der Digitalisierung fehlt die deutsche und europäische Stimme. Um diese deutlich wahrnehmbar zu machen, braucht es digitale Souveränität sowie eine konsequente Standardisierungsstrategie für Lösungen und Daten. Wir müssen unser Wissen in nationalen Spezifikationen, Normen und Standards abbilden und diese in die internationale Standardisierung einbringen. Dadurch erreichen wir eine höhere Sicherheit und Skalierung, die sich nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch und sozial auswirkt. Für diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind die aktive Mitarbeit, politische Mitwirkung und finanzielle Unterstützung erforderlich.
  7. Kooperativ für das Gemeinwohl handeln!
    Zukunftsfähigkeit sichern heißt, wir müssen Silos aufbrechen und neue Allianzen bilden. Dazu benötigen wir andere Formen der Zusammenarbeit im föderalen System: nicht nur ebenen-, sondern auch sektorübergreifende Kooperation und Vernetzung. Wir brauchen unternehmerische Verantwortung, Wissenschaft und Forschung, Verwaltungspraxis und zivilgesellschaftliches Engagement, um gemeinsam Städte und Regionen nachhaltig zu gestalten. Dazu müssen wir den digitalen Raum stärker als öffentlichen Raum denken und nutzen.

Ein Aufruf der Vertreter der Wirtschaft und Wissenschaft sowie der Städte und Regionen in der Fokusgruppe Intelligente Vernetzung der Plattform Innovative Digitalisierung der Wirtschaft des Digital-Gipfels.

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